von N. Keweloh
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1. November 2025
Wann wird man palliativ eingeschätzt? – Ein Leitfaden für Betroffene und Angehörige Die Frage, wann man als Patient palliativ eingeschätzt wird, beschäftigt viele Menschen – sei es bei eigener Erkrankung oder wenn ein Angehöriger betroffen ist. Palliativversorgung wird oft ausschließlich mit dem Lebensende in Verbindung gebracht. Tatsächlich beginnt die palliative Einschätzung jedoch deutlich früher und verfolgt ein ganzheitliches Ziel: die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten zu sichern. Was bedeutet „palliativ“ überhaupt? Der Begriff palliativ leitet sich vom lateinischen „pallium“ (= Mantel) ab und beschreibt das „Umhüllen“ eines Menschen mit Unterstützung, wenn Heilung nicht mehr möglich ist. Die Palliativmedizin konzentriert sich nicht auf Heilung, sondern auf Linderung von Symptomen, wie z. B. Schmerzen, Atemnot, Übelkeit oder Ängste. Wann wird man palliativ eingeschätzt? Die Einschätzung, ob eine palliative Versorgung sinnvoll ist, erfolgt durch Ärztinnen und Ärzte – meist in enger Zusammenarbeit mit Pflegeteams und Spezialisten. Wichtige Kriterien sind: Unheilbare Erkrankung z. B. fortgeschrittene Krebserkrankung, schwere Herzschwäche, COPD, neurologische Erkrankungen wie ALS oder Demenz. Fortschreitender Krankheitsverlauf Wenn Therapien die Krankheit nicht mehr aufhalten können, sondern nur noch das Fortschreiten verlangsamen. Hohe Symptomlast Schmerzen, Atemnot, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit oder psychische Belastungen stehen im Vordergrund. Einschränkungen im Alltag Wenn Patientinnen und Patienten ihren Alltag nicht mehr selbstständig bewältigen können. Prognose und Behandlungsziel Ärztinnen und Ärzte stellen oft die Frage: „Würde es Sie überraschen, wenn dieser Patient in den nächsten 6–12 Monaten versterben würde?“ – ist die Antwort „Nein“, spricht das für eine palliative Einschätzung. Warum ist die palliative Einschätzung wichtig? Viele Betroffene und Angehörige wünschen sich frühzeitig Unterstützung – nicht erst in den letzten Tagen des Lebens. Eine rechtzeitige palliative Betreuung bietet: bessere Schmerz- und Symptomkontrolle Unterstützung bei psychischen Belastungen Hilfe bei Pflege und Alltagsbewältigung Beratung zu Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht Entlastung für Angehörige Wie läuft die Einschätzung ab? Der Weg in die Palliativversorgung beginnt meist über: Hausärztin oder Hausarzt Fachärzte (Onkologie, Kardiologie etc.) Krankenhausärzte im Rahmen eines Aufenthalts Ambulante Pflegedienste, die auf die Belastung aufmerksam machen Es folgt ein ausführliches Gespräch über die Krankengeschichte, die aktuelle Situation und die Wünsche der Patientin bzw. des Patienten. Fazit Man wird palliativ eingeschätzt, sobald eine Erkrankung nicht mehr heilbar ist und die Lebensqualität im Vordergrund steht. Das bedeutet jedoch nicht automatisch, dass das Lebensende unmittelbar bevorsteht. Palliativversorgung kann bereits Monate oder Jahre vor der letzten Lebensphase beginnen und hilft, die verbleibende Zeit so selbstbestimmt und würdevoll wie möglich zu gestalten. Wann gilt man als palliativ? Man gilt als palliativ, wenn eine Erkrankung nicht mehr heilbar ist und die Behandlung das Ziel hat, Symptome zu lindern und Lebensqualität zu sichern – unabhängig davon, wie lange man noch lebt. Muss man im Sterben liegen, um palliativ eingeschätzt zu werden? Nein. Palliativversorgung beginnt nicht erst in den letzten Lebenstagen. Viele Patientinnen und Patienten erhalten bereits Monate oder Jahre vor der letzten Phase palliative Unterstützung. Welche Krankheiten führen zu einer palliativen Einschätzung? Häufig betroffen sind fortgeschrittene Krebserkrankungen, schwere Herz- und Lungenerkrankungen (z. B. Herzschwäche, COPD), neurologische Erkrankungen wie ALS oder Parkinson sowie fortgeschrittene Demenz. Wer entscheidet über die palliative Einstufung? In der Regel entscheiden Hausärzte, Fachärzte oder Krankenhausärzte gemeinsam mit Pflegekräften und Palliativteams, ob eine palliative Versorgung notwendig ist. Wie erkenne ich, dass Palliativversorgung sinnvoll sein könnte? Wenn eine Krankheit fortschreitet, Therapien nicht mehr heilen können und Symptome wie Schmerzen, Atemnot oder starke Erschöpfung den Alltag bestimmen, ist eine palliative Einschätzung sinnvoll. Was ist der Unterschied zwischen Palliativ- und Hospizversorgung? Palliativversorgung beginnt bereits, wenn die Krankheit nicht mehr heilbar ist, und kann über einen langen Zeitraum erfolgen. Hospizversorgung richtet sich vor allem an Menschen in der letzten Lebensphase.